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Shownotes

Wir alle haben ein Grundbedürfnis nach Sicherheit, das durch den Verlust eines geliebten Menschen bedroht ist. Umso wichtiger ist es, dass wir uns einen Schonraum schaffen, in dem wir uns geborgen und sicher fühlen. Doch ist dies auf Dauer tatsächlich ein Schutzraum oder wird dieser mitunter zur Gefängniszelle? Darum geht es in der heutigen Episode.
Die genannte Episode #004 findest Du hier:
https://liebevoll-trauern.podigee.io/5-004-wieviel-komfort-braucht-trauer

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Transkript

Auf die Idee für die heutige Episode hat mich eine liebe Kollegin gebracht, mit der ich mich regelmäßig austausche. Wir haben uns über Schonräume in der Trauer unterhalten und genau darum soll es heute gehen. In der Episode #004 mit dem Titel „Wieviel Komfort braucht Trauer?“ habe ich schon einmal ein ähnliches Thema behandelt. Darin ging es um das Thema Komfortzone – das ist ein Begriff aus dem Coaching. Die Komfortzone ist der Bereich, in dem wir uns sicher fühlen, darum herum gibt es die Lernzone, und darum herum, als äußerster Kreis ist die sog. Panikzone. In der Lernzone entwickeln wir uns weiter, in der Panikzone hingegen gehen wir über die Grenzen dessen hinaus, was wir gut aushalten können. Und unter Stress können wir eben nicht lernen. Wenn Du dazu Näheres wissen möchtest, dann höre gern in die Episode #004 hinein.

Dieser Begriff Schonraum hat auch etwas mit der Komfortzone zu tun. Schonräume sind Räume, die wir alle brauchen, denn sie bieten uns Sicherheit und Schutz – beides vermisst Du, wenn Du einen geliebten Menschen verloren hast. Deine Welt ist auseinandergebrochen, aus den Fugen geraten, nichts ist mehr so, wie es vorher war. Das heißt, Dein Grundbedürfnis nach Sicherheit ist gefährdet und Dein Bedürfnis nach Schutz steigt. Du brauchst also einen solchen Schonraum, um zu heilen, um in Frieden zu kommen mit dem, was da in Deinem Leben gerade los ist.

Beim Nachdenken über diese Thema kam mir der Gedanke, dass dieser Begriff „Schonraum“ vielleicht gar nicht der ganz präzise Begriff ist, vielleicht wäre „Schutzraum“ der bessere. Denn mit „Schonen“ verbinden wir nicht immer etwas Positives. Wenn ich an Glaubenssätze denke, wie „Jetzt lieg‘ hier nicht faul herum. Krempel mal die Ärmel hoch.“, dann tun wir uns alle häufig schwer – ich behaupte, gerade wir Frauen tun uns da besonders schwer! -, uns tatsächlich zu schonen. Selbst mit dem Kopf unter dem Arm haben wir oft diverse To Do’s, die wir noch erledigen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass wir dafür in dem Moment eigentlich gar nicht die Kraft haben. Also statt Schonraum wäre im positiven Sinne der Begriff Schutzraum vielleicht der bessere.

Ich erlebe es bei Trauernden immer wieder, dass sich Menschen einen solchen Schutzraum schaffen, wenn sie schlechte Erfahrungen in ihrer Trauer machen mit anderen Menschen. Wenn sie solche blöden Sätze hören, wie „Jetzt kehre doch mal wieder zurück ins Leben.“ oder „Warum bist Du denn immer noch so traurig?“. Wenn solche Sätze fallen, dann ist die ganz natürliche Reaktion vieler Trauernden, sich zurückzuziehen. Und damit schaffen sie sich ihren Schutzraum. Sie halten sich von Menschen fern, die ihnen in dieser Lebenssituation nicht gut tun.

Und dann gibt es auch noch Schonräume, die gar nicht von uns selbst stammen. Ich denke z.B. an Sätze, die wir in unserer Kindheit häufiger gehört haben. Zum Beispiel „Dafür bist Du noch zu klein.“ – und dann durften wir nicht mit auf die Beerdigung von Opa oder Oma. Oder ein Satz, den auch viele Frauen gehört haben als Kind: „Das ist nichts für Mädchen.“ So werden dann quasi für uns von anderen Menschen Schutzräume – oder eben Schonräume – gebaut, die vielleicht jetzt, in der aktuellen Trauer, gar nicht so einfach sind. Denn wir merken, dass wir uns nicht mehr darauf zurückziehen können, zu klein zu sein für die Trauer. Aber wir haben sie eben nie lernen können. Oder wir sind plötzlich mit Aufgaben konfrontiert, die bisher andere für uns erledigt haben. Ich erlebe viele Trauernde, die sich dann – völlig zurecht – überfordert fühlen. Sie fragen sich, ob sie nun tatsächlich alles selbst machen müssen. Wo endet mein Schonraum und welchen Schutzraum kann mir ganz bewusst bauen, indem ich sage: nein, ich hole mir für das eine oder andere ganz bewusst Hilfe. Denn dann ist ein für sich selbst eigenverantwortlich entschiedener Schon- bzw. Schutzraum. Wann immer wir uns selbst ganz bewusst entscheiden, ist dieser Schutzraum mit einem ganz anderen Gefühl verbunden.

So mancher Schonraum verwandelt sich vielleicht auch im Laufe Deiner Trauer. Dann darfst Du Dir die Frage stellen, ob es noch ein Schutzraum für Dich ist, also etwas Gutes, etwas Nützliches. Oder sitzt Du gerade in einer Gefängniszelle? Das ist vielleicht etwas provokant formuliert, aber nehmen wir noch einmal das Beispiel, dass Du Dich von anderen verletzt fühlst und Dich zurückziehst. Vielleicht hast Du Dich immer mehr zurückgezogen und hast gar nicht mehr viele Menschen, mit denen Du vertraut und offen sprechen kannst. Dann darfst Du Dir die Frage stellen, ob das noch der Schonraum ist, der Dir gut tut. Oder ob die Situation vielleicht gekippt ist und tatsächlich hast Du Gefängnismauern um Dich herum gebaut. Dann ist es an der Zeit zu schauen, wie Du da wieder herauskommst, und was der Weg sein könnte, um Dir wieder einen guten, einen schützenden, einen heilsamen Schonraum zu bauen. Vielleicht braucht es dann neue Türen und neue Fenster.

Das Fazit für die heutige Episode lautet: Schonräume sind wichtig und sie tun Dir gut in Deiner Trauer. Es ist ganz essentiell, dass Du immer wieder prüfst, was Du in diesem Raum brauchst, der Dir Schutz und Sicherheit gibt. Du darfst Dir immer wieder ganz bewusst diesen Schonraum gestalten. Und genauso bewusst darfst Du ihn regelmäßig hinterfragen. Denn so, wie sich unser Leben permanent verändert, so ändern sich auch Deine Anforderungen an Deinen Schutzraum. Ich wünsche Dir, dass Du dieses Bewusstsein für Dich immer mehr erkennen kannst, dass Du Dich selbst immer besser kennenlernen kannst. Das ist ja das Gute an Trauer, das sagen mir viele meiner Klient:innen im Laufe meiner Begleitung, das sie noch einmal ganz andere Facetten an sich selbst entdecken.

Wenn Du das Gefühl hast, auf der Stelle zu treten und Dir einen Impuls von außen wünschst, der über diesen Podcast hinaus geht, dann melde Dich gern bei mir. Trau Dich und schreibe mir einfach eine Mail an podcast@christinekempkes.de. Dann können wir gemeinsam schauen, ob ich die Richtige bin, Dich ein Stück Deines Weges zu begleiten.

Für heute grüße ich Dich ganz herzlich.

Deine Christine Kempkes