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Shownotes

Der Umgang mit Sterben, Tod und Trauer fällt vielen Menschen schwer, aber ganz besonders dann, wenn Kinder involviert sind. Dabei lernen Kinder am Modell, d.h. daran wie Du sie als Mutter, Vater, Oma, Opa oder Tante bzw. Onkel einbindest. Sie lernen am konkreten Geschehen und je normaler, je selbstverständlicher der Umgang ist, desto mehr stärkst Du sie für ihr Leben.
In dieser Episode habe ich jede Menge praktische Tipps für Dich, wie Du heilsame Rituale mit Kindern gestalten kannst. Zum einen in der Zeit bis zur Beisetzung und zum anderen in der Trauerphase danach. Am besten nimmst Du Dir Zettel und Stift zum Mitschreiben zur Hand!

Verwendung von Kleidung des Verstorbenen:
https://www.roccofant.de/
https://hemds-up.de/mein-persoenliches-unikat
https://gloriaundapollo.de/

Die Buchempfehlungen, von denen ich spreche:
Ralph Caspers: Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben? (Lübbe Verlag)
Mechthild Schroeter-Rupieper: Für immer anders (Patmos Verlag)

Wenn Dir gefällt, was Du hier hörst, kannst Du weitere Impulse in meinem Buch „Mit der Trauer leben lernen“ nachlesen, das im Junfermann Verlag erschienen ist. Hier kannst Du es versandkostenfrei vorbestellen (das ist ein Affiliate Link, d.h. wenn Du diesen Link benutzt, profitiere ich ein bisschen davon, ohne dass es für Dich teurer wird):
https://www.junfermann.de/titel/mit-der-trauer-leben-lernen/1337?affiliate_ref_id=504

Transkript

Dies ist die zweite meiner Doppel-Episode über das Trauern mit Kindern. In Episode #051 ging es darum, wie Kinder ihrem jeweiligen Alter entsprechend ein Todesverständnis entwickeln und trauern. Einen Aspekt möchte ich noch einmal aufgreifen: wir dürfen den Kindern die Trauer zutrauen – wir muten sie ihnen nicht zu, sondern wir trauen sie ihnen zu. Denn das sagt etwas über Deine Haltung, mit der Du Kinder in das einbindest, was gerade bei Dir passiert. Das Wichtigste in meinen Augen ist, dass Kinder – egal welchen Alters – bei Dir einen geschützten Raum finden. Ein Raum, in dem sie so sein dürfen, wie sie in ihrer Trauer sind, in dem Fragen erlaubt sind und in dem jederzeit ein Gespräch möglich ist. Manchmal ist das gar nicht so einfach, denn gerade die etwas älteren Kinder und Jugendlichen verschließen sich gern einmal. Dann öffnen sie sich an anderer Stelle, z.B. in der Schule oder bei ihren Peer Groups und Freunden.

Meine Erfahrung im Umgang mit Familienverbünden, z.B. auch im Rahmen von Bestattungen zeigt: beteiligt sein und sich beteiligen können, ist ein heilsames Element in der Verarbeitung eines Verlusts. Ich kann von einem Beispiel erzählen, als wir einen jungen Familienvater beigesetzt haben. Er hinterließ seine Frau und zwei Kinder im Grundschulalter. In einer sehr berührenden Abschiednahme am Sarg haben beteiligte sich nicht nur die engste Familie, sondern auch Freunde und Weggefährten der Familie kamen vorbei, halfen den Sarg zu bemalen und gestalteten Grabkerzen. Dabei war es so offensichtlich, dass alle – die Kinder genauso wie die Erwachsenen – froh waren, etwas tun zu können, dass sie aus der Starre angesichts des Unfassbaren herauskamen und aktiv werden konnten. Das war für alle ein heilsamer Prozess.

Deswegen möchte ich Dir heute ein paar Vorschläge für heilsame Rituale mit Kindern machen. Zunächst für die Zeit zwischen dem Tod und der Beisetzung, die sogenannte Schleusenzeit:

  • Alle möglichen, denkbaren Formen von Sargbeigaben: Fotos, gemalte Bilder, Lieblingskleidung, Kuscheltier, Herzen aus Tonkarton, zwei gleiche Herzen basteln und eins behalten.
  • Den Sarg oder auch die Urne bemalen: Handabdrücke oder jedes erdenkliche „Kunstwerk“.
  • Grabkerzen bemalen: die äußere Hülle beschreiben oder bekleben; in den Deckel lassen sich Geheimbotschaften schreiben!
  • Gemeinsam über den Blumenschmuck entscheiden: die Lieblingsblumen des Verstorbenen auswählen.
  • Kranzschleifen gemeinsam gestalten. Dafür eignen sich auch große Blätter, die man mit Gold- oder Silberstift beschreibt.

Für die Zeit der Trauer nach der Beisetzung:

Erinnerungen sammeln:

  • Eine Schatzkiste befüllen: Lieblingsgegenstände, Stricknadeln der Oma, Uhr des Opas, Fotos etc.
  • Collagen aus Fotos gestalten.
  • Kleidung des Verstorbenen verwenden: Kissen nähen, Kuscheltiere herstellen, eine Patchwork-Decke nähen (lassen). Infos zu Herstellern in den Shownotes.

Rituale gestalten:

  • Das Grab mit den Kindern pflegen. Vielleicht sind sie für einen Teil des Grabes ganz allein verantwortlich. Sie dürfen entscheiden, was dort gepflanzt wird. Das macht den Friedhof zu einem lebendigen Ort und nicht zu einem Ort, den man meidet.
  • Kerzen basteln: Wachskerzen mit Wachsplatten gestalten. In der Erinnerungsecke mit Fotos des Verstorbenen regelmäßig anzünden, z.B. zu Gedenk- und Geburtstagen.
  • Lieblingsgerichte des Verstorbenen kochen, Lieblingskuchen backen im Gedenken an den Verstorbenen.

Kreative Ausdrucksformen:

  • Sprache: Tagebuch schreiben, einen Brief an den Verstorbenen schreiben. Dieser kann am Lagerfeuer verbrannt werden.
  • Ein Erinnerungsbuch gestalten: bestehend aus Text, Lieblingszitate des Verstorbenen, Bilder, Zeitungsausschnitte etc.
  • Fotobuch gestalten
  • Alles mögliche basteln bzw. gestalten – die Trauer in einen kreativen Ausdruck bringen.

 

Noch ein Gedanke zu Schluss: es geht in der Verarbeitung eines Verlusts immer um Verbindung, um die Frage, welche Spur vom Verstorbenen wir aufnehmen können. Und genau diese Frage kannst Du mit Kindern besprechen: Was ist denn das, was vom Opa oder von Oma bei uns bleibt? Lass uns mal überlegen, was er oder sie uns hier hinterlassen hat.

All‘ das, was ich hier für Dich zusammengestellt habe, sind Ideen. Vielleicht rattert es schon in Deinem Kopf und Du findest eine passende Übertragung auf Deine Situation. Wichtig ist mir noch einmal zu betonen: beteilige Kinder, lasse sie nicht außen vor. Du reichst ihnen die Hand und gibst ihnen den sicheren Rahmen.

Wenn Du zu dieser oder auch zur letzten Folge Fragen hast, dann schreibe mir gern eine Mail an podcast@christinekempkes.de Ich beantworte sie gern in einer der nächsten Episoden.