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Shownotes

Kennst Du das auch? Du hast jede freie Minute am Sterbebett Deines geliebten Menschen verbracht und dennoch das Gefühl, zu wenig getan zu haben. Du warst im entscheidenden Moment nicht da. Du hast in den letzten Lebenstagen Streit angezettelt. Du hättest besser zuhören müssen. So oder ähnlich zeigt sich Dein Schuldgefühl, körperlich oft mit einer lähmenden Schwere und hängenden Schultern. In dieser Episode erkläre ich Dir den Unterschied zwischen schuldig fühlen und schuldig sein und ich entwirre den Knoten, den Schuldkonstrukte häufig mit sich bringen. Schließlich erfährst Du, wie Du Frieden schließen kannst mit Deinem Schuldgefühl und mit Dir selbst.

Wenn Dir gefällt, was Du hier hörst, kannst Du weitere Impulse in meinem Buch „Mit der Trauer leben lernen“ nachlesen, das im Junfermann Verlag erschienen ist. Darin gibt es auch ein großes Kapitel zu den vielfältigen Gefühlen, die in der Trauer stecken, wie eben bspw. das Schuldgefühl. Hier kannst Du das Buch versandkostenfrei vorbestellen (das ist ein Affiliate Link, d.h. wenn Du diesen Link benutzt, profitiere ich ein bisschen davon, ohne dass es für Dich teurer wird):
https://www.junfermann.de/titel/mit-der-trauer-leben-lernen/1337?affiliate_ref_id=504

Schuldgefühle in der Trauer

Schuldgefühle kennen fast alle Trauernden. Da macht sich eine lähmende Schwere breit – eine Klientin von mir bezeichnete es als einen „Schuldstrudel“, durch den sie gar nicht hindurch kommt. Sehr häufig konstruieren Menschen sich einen Schuldzusammenhang. Selbst dann, wenn sie bspw. tagelang/nächtelang/monatelang am Bett des sterbenden Menschen gesessen haben und all‘ ihre Kraft geopfert haben, denken sie im Nachhinein, sie hätten noch mehr tun müssen. Oder sie werfen sich vor, im entscheidenden Moment nicht da gewesen zu sein. Oder sie denken, etwas übersehen zu haben im Gespräch mit dem Arzt. Oder, oder, oder …. Sodass sich dann Schuldgefühle ins Leben schleichen und diese Blockade, diese Schwere auslösen. Chris Paul, eine bekannte Trauerbegleiterin, bezeichnet Schuldgefühle als ein Konstrukt. Darauf gehe ich noch näher ein.

Schuld ist jedenfalls, genauso wie Trauer, eine Möglichkeit, sich mit dem Verstorbenen zu verbinden. Wir können uns über die Liebe miteinander verbinden, oder eben auch über die Trauer oder über Schuld.

Ich habe 3 Aspekte für Dich mitgebracht. Der erste ist mir besonders wichtig: lerne zu unterscheiden, ob Du Dich schuldig FÜHLST oder ob Du schuldig BIST. Welches Wording nutzt Du für Dich? Sagst Du „Ich bin schuldig.“  oder sagst Du „Ich fühle mich schuldig.“? Da ist ein großer Unterschied, denn Du bist nicht Deine Schuld! Wenn Du sagst „Ich bin schuldig“, dann bist Du quasi eins mit Deiner Schuld. Und wie soll es dann zu einer Entwirrung kommen? Wenn Du sagst „Ich fühle mich schuldig.“, dann hast Du schon ein bisschen mehr Distanz zu Deiner Schuld. Dann ist sie nur ein Gefühl von ganz vielen Gefühlen, die du gerade erlebst.

Mit dieser Distanz könntest Du zum Beispiel Deiner Schuld einen Namen geben. Stell‘ Dir vor, wie sie aussieht. Vielleicht ist sie Frau Rottenmeier und trägt einen strengen Dutt, eine hochgeschlossene Bluse und eine strenge Brille. Sie ist also sehr adrett, aber streng gekleidet, und genau so spricht sie auch mit Dir. Vielleicht ist Deine Schuld auch ein Tier – welches wäre es denn dann? Ist es ein Tier, das Du tatsächlich auch ganz gern einmal auf Deinem Sofa sitzen hast, oder ist es ein Tier, das Deine Wohnung möglichst gar nicht betreten sollte? Vielleicht hat Deine Schuld auch einen ganz anderen Namen und ein ganz anderes Äußeres – ich möchte Dich hier einladen nachzuspüren, wie Dein persönliches Schuldgefühl aussehen könnte.

Und dann komme ich zum 2. Punkt: Wenn Schuld ein Gefühl ist, dann hat jedes Gefühl einen Sinn. In meinem Buch „Mit der Trauer leben lernen“ (Junfermann Verlag) habe ich dieser Thematik ein eigenes Kapitel gewidmet. So kannst Du hinschauen, welche vielfältigen Gefühle, wie bspw. Angst, Wut, Scham, Schuld oder auch Lebensfreude, in Deiner Trauer stecken.

Schuld sagt uns: „Ich habe etwas falsch gemacht.“ So kennen wir es aus dem Strafgesetzbuch: wenn jemand bspw. einen Diebstahl begeht, dann wird er nach dem Strafgesetzbuch verurteilt und „schuldig gesprochen“. Chris Paul sagt, neben diesen offiziellen Gesetzen, wie dem BGB oder dem Strafgesetzbuch, haben wir alle noch unser ganz persönliches Gesetzbuch, also das sogenannte PGB. Das sind die Regeln/Normen/Werte, die wir uns selbst auferlegen und die teilweise aus Kindheitstagen kommen. Wenn wir gegen diese verstoßen, dann fühlen wir uns schuldig, weil wir etwas falsch gemacht haben. Und vielleicht lautet ja einer der Paragraphen in Deinem PGB z.B. „Ich habe mich zuallererst immer um andere zu kümmern, bevor ich mich um mich selbst kümmern darf.“ Und jetzt stellst Du in Deiner Trauer fest, dass Du Dich vielleicht im entscheidenden Moment nicht um den Verstorbenen gekümmert hast. So entsteht Dein Schuldgefühl! Indem Du Deine persönlichen Paragraphen, Deine eigene Gesetzesordnung erkennst und sortierst, kannst Du Deinem Schuldkonstrukt auf die Schliche kommen und es ganz neu bewerten.

Damit komme ich zum 3. Punkt: ich spreche ja sehr häufig vom Mobilé, das durch den Tod des geliebten Menschen in Schieflage gekommen ist. Jedes Mitglied Deines Familiensystems ist in Bewegung geraten und sucht nach einer neuen Stabilität. Durch Dein Schulkonstrukt versuchst Du, eine neue Form von Stabilität quasi rückwirkend in Dein Leben zu bekommen. Da ist etwas Unkontrollierbares geschehen. Du hattest keine Macht gegen den Tod. Aber Du versuchst nun rückwirkend, indem Du Dich als schuldig konstruierst, eine Kontrolle über das Geschehen zu bekommen. Vielleicht merkst Du beim Lesen schon, wie paradox das ist. Und dennoch ist es so wichtig, das Schuldgefühl zuzulassen. Es ist wichtig, dass Du diese Zusammenhänge erkennst, denn dann kannst Du daran arbeiten. Gefühle wollen gefühlt werden – sie sind zum Fühlen da!

Wenn Du bereit bist, diese Gefühle zu durchfühlen, dann kann Versöhnung mit Dir selbst geschehen. Und genau deshalb heißt mein Podcast „Liebevoll trauern“. Es geht darum, dass Du liebevoll mit Dir selbst bist, dass Du Selbst-Mitgefühl entwickelst – anstatt so streng, wie Frau Rottenmeier zu sein, die den Zeigefinger erhebt und sagt „Du, Du, Du, da hast Du etwas falsch gemacht“. Nimm‘  Dich selbst in den Arm und schließe Frieden mit Deinen konstruierten Gedanken.

Wenn Du Fragen zu dieser Thematik hast, dann melde Dich gern bei mir. In einem kostenlosen Erstgespräch können wir schauen, ob und wie ich Dich eine Zeit lang auf Deinem Weg begleiten kann. Schreibe mir dazu gern an podcast@christinekempkes.de.